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Bik Van der Pol
5.5. – 26.6.2005

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Bik Van der Pol, Past Imperfect, Ausstellungsansicht, Secession 2005, Foto: Bik Van der Pol

Liesbeth Bik und Jos van der Pol arbeiten seit 1995 unter dem Namen Bik Van der Pol zusammen. In ihren kollaborativen Projekten intensivieren sie die Zirkulation von Wissen: die Reaktivierung von Geschichte und Erinnerung wird zur Basis eines assoziativen Dialogs über die Aussagekraft von Information.

 

Seit einiger Zeit recherchieren Bik Van der Pol Situationen, in denen das Bekenntnis zu einer spezifischen Zeitlichkeit in der künstlerischen Produktion zu radikalen Entscheidungen innerhalb einer kulturellen/künstlerischen Praxis führt, zu Brüchen und Richtungswechseln; Situationen, die in ihrer Unbedingtheit auch die Frage aufwerfen, inwieweit sie den Verlauf der (Kunst-)Geschichte beeinflussen.

 

Past Imperfect, so der Titel des aktuellen Projekts, umfasst eine Serie von Ausstellungen und begleitenden Zeitschriften, die 2005 im Witte de With (Rotterdam), bei Casco (Utrecht) und in der Secession gezeigt werden. Bereits 2001 gaben die performativen Arbeiten der US-amerikanischen Konzeptkünstlerin Lee Lozano den Anstoß, Beispiele radikaler Gesten (Äußerungen, Ereignisse oder Taten) zu sammeln. Die künstlerische Übersetzung dieser fortlaufenden Recherche – in Zeichnungen, Videos und Installationen – fragt u.a., auf welche Weise Radikalität in der Geschichte überlebt, ob ihr per se eine Zeitlichkeit anhaftet, oder wie sie als Ware in aktuelle Interessen integriert wird.

 

Für Past Imperfect entwickelten Bik Van der Pol ein Format, das über die Person Lee Lozano hinausgeht, denn Faszinosum war weniger sie als Person, sondern die Aspekte, die sie durch ihr Werk verkörperte: Kontrolle, Zerstörung, Verschwinden. Dieses Interesse führte zu einer abstrakteren Untersuchung des Erlebens von Wissen, und wie politische oder individuelle Radikalität Öffentlichkeit beeinflusst oder gar formt. Neben “Fällen” aus dem Kunstfeld – wie Bas Jan Ader, Lee Lozano etc., die sich aus unterschiedlichen Gründen aus der Kunstwelt verabschiedet haben – beziehen Bik Van der Pol aber auch Momente aus der Filmgeschichte, z. B. die 10-stündige Originalversion Greed von Erich von Strohheim, und Fälle aus der Politik, der Literatur, dem Geheimdienst, aus der Wissenschaft oder dem alltäglichen Leben in ihre Recherchen ein.

 

In der Secession lenken Liesbeth Bik und Jos van der Pol den Blick u. a. auf die Trinity Site in New Mexico, jenes Stück Land, das in der öffentlichen Aufmerksamkeit vom geheimen Atombombentestgebiet zur Touristenattraktion wechselte. Die erste Nuklearsprengung fand nicht in Japan, sondern in New Mexico statt – an einem Ort, der heute Trinity genannt wird und der nicht permanent öffentlich zugänglich ist. Zweimal pro Jahr aber wird Publikum Zugang gewährt. Trinity ist e in Ort, dessen Ereignisse und Folgen in den 1950er und 1960er Jahren von der allgemeinen Öffentlichkeit ferngehalten bzw. nicht im Ausmaß ihrer Radikalität wahrgenommen wurden.

 

Die plötzliche Wiederaufnahme der öffentlichen Debatte über mögliche Verwendungszwecke von Nuklearenergie und das Phänomen ihrer medialen Nichtpräsenz während der letzten 10 bis 15 Jahre gaben den Anstoß, die Trinity Site zu besuchen und vor Ort Material für einen Film zu sammeln, der erstmals in der Secession gezeigt wird.




Künstler*innen
Bik Van der Pol

Gegründet in 1995. Bik Van der Pol (Liesbeth Bik und Jos van der Pol) leben und arbeiten in Rotterdam.

Programmiert vom Vorstand der Secession


Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07