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Angela Bulloch
To the Power of 4
15.9. – 13.11.2005

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Angela Bulloch, To the Power of 4., Ausstellungsansicht, Secession 2005, Foto: Matthias Herrmann

Regelsysteme und Ordnungsprinzipien – Strukturen, die unsere Umgebung und unser Verhalten organisieren – sind ein zentrales Thema in den Arbeiten von Angela Bulloch. Die Künstlerin kombiniert Licht, Ton, Text, Video und Objekt zu multidisziplinären Installationen, die Ausdrucksformen für eine aktuelle Verschränkung von Digitalität und historischer Moderne erkunden. Eine konkrete Übersetzung findet diese Auseinandersetzung u. a. in der Pixelbox, einem dreidimensionalen Würfel, der mittels eines modularen Lichtsystems in den Grundfarben Rot, Grün und Blau wie ein 16 Millionen Farben-Bildschirm programmiert werden kann. Pixel steht für “picture element” und ist die kleinste Einheit zur Darstellung eines Bildschirmbildes. Die rechteckige Form der Pixelbox erinnert wiederum an künstlerische Überlegungen der Minimal Art, z. B. an Arbeiten von Dan Flavin oder Donald Judd, und deren Auseinandersetzung mit Geometrie, Reduktion sowie farblichen Kompositionen.

 

In der Secession zeigt Angela Bulloch eine neue Serie von Pixelboxen, die nicht wie bisher filmisches Material in Pixel transformiert. Die Boxen sind sowohl Architektur als auch Figur und diese Synthese – eine klassische Avantgarde-Schnittstelle – ist Thema der Ausstellung To the Power of 4. Angela Bulloch arbeitet mit der Spannung zwischen geometrischer Rasterstruktur (Boden- und Deckengestaltung im Hauptraum, Form der Box) und organischen Körpern und erweitert deren Beziehung durch Projektionen auf und in die Box. Die Einbindung von “Zeit” und “Bewegung” ist ebenso wie der Begriff des “Pixels” nicht als physikalische Einheit, sondern als ein logisches Prinzip – als konzeptueller Raum – zu verstehen.

 

Die Projektionen eines Tänzers, eines Schauspielers, und einer Performance Künstlerin an den mit Aluminium verkleideten Außenwänden verleihen den Boxen, deren Größe mit der menschlichen Gestalt korrespondiert, einen individuellen Charakter. Die Choreografien und ihre Inszenierung auf/in der Box beziehen sich auf historische und zeitgenössische, experimentelle Bühnen- und Ausdrucksformen.

 

Als offene Bühne inszeniert und lose arrangiert brechen die Pixelboxen die geometrische Ordnung des Raums. Die Serie von drei großen Pixelboxen kombiniert Angela Bulloch mit zwei kleineren Formaten. Jede der drei Gruppen folgt einer sichtbaren, inneren Logik: So schaffen die Verbindungskabel räumliche Verknüpfungen zwischen den Boxen, Farbe und Rhythmus stellen visuelle Bezüge her.

 

In den Seitenschiffen verwendet Angela Bulloch das hauseigene Wandsystem, um labyrinthartige Zonen für zwei weitere Arbeiten zu schaffen: Flexible Single (Lobster/Tilleul) (2001) und Video Sound System (1997/2004) sind zwei Präsentationssysteme. Ebenso wie bei den Pixelboxen sind auch hier die Arbeiten von dem Verhältnis zwischen Körper, Architektur und Medialität geprägt.

 

Die mehrteilige Installation Flexible Single (Lobster/Tilleul) setzt sich aus einer Serie von zwölf Tischen zusammen; sechs kurzen und sechs langen, in je sechs verschiedenen Farben. Für die Secession hat Angela Bulloch eine Auswahl von acht Tischen getroffen. Die Tische können immer wieder neu kombiniert werden und dienen der Künstlerin als Display für weitere Arbeiten – z. B. Ausdrucke und Poster – die in engem Zusammenhang mit der Gesamtkonzeption der Ausstellung stehen.

 

Video Sound System (1997/2004) ist ein Set aus Monitoren und Bänken, das eine Architektur für die Sichtung von Videos ergibt. Ursprünglich für die London Electronic Art Gallery konzipiert, lässt sich dieses System flexibel in verschiedenen Ausstellungen anwenden. Video Sound System wird je nach Ausstellungszusammenhang von der Künstlerin mit unterschiedlichen Videos bespielt. In seiner Reduktion auf die wesentlichen Elemente wird das Filmische parallel zu einer visuellen und körperlichen, zu einer phänomenologischen und sozialen Erfahrung.

 




Künstler*innen
Angela Bulloch

geboren 1966 in Rainy River, Kanada, lebt und arbeitet in London und Berlin.

Programmiert vom Vorstand der Secession


Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07