Ana Vaz
8.3. – 18.5.2025
Ana Vaz’ Filme aktivieren und hinterfragen das Kino als eine Kunst des (Un-)Sichtbaren und als Instrument, das Humane zu dehumanisieren, um seinen Verbindungen zu nichtmenschlichen oder geisterhaften Lebensformen Raum zu geben.
In ihrer Ausstellung in der Secession wird Vaz ihre neue Filmreihe Meteoro vorstellen. Diese zeichnet eine kritische Anthropologie des heutigen Europas, indem sie seine Wahrzeichen und Infrastrukturen in imperialen Hauptstädten wie Paris und Porto erkundet. Durch historische Tiefenbohrungen, spektrale Halluzinationen und antizipatorische Erzählungen legt Vaz den negativen Abdruck einer Herrschaft frei, die auf kolonialer Gewalt, Vertreibung, Auslöschung, Ausbeutung und Verschwendung gründet. Auf kontraststarkem Schwarzweißfilm gedreht, der die in den Bildern implizierte fiktive Archäologie unterstreicht, schafft Meteoro ein Archiv der Gegenwart. Wir werden geführt von den Händen und der Vision einer*s zukünftigen Reisenden; einem Blick, der den Film geradezu verkörpert und auf szenischen Beiträgen des karibischen Autors und Performers Olivier Marboeuf, der Tuareg und Forscherin Maïa Tellit Hawad und der portugiesischen Künstlerin Isabel Carvalho beruht.
Meteoro ist zudem geprägt von Anklängen an Marguerite Duras’ Les Mains négatives – ebenfalls ein „Porträt des kolonialen Paris“ – und Chris Markers La Jetée, das durch seine Vorstöße in den Jardin des Plantes eine vollendete Synthese der modernen Wissenschaft mit ihrer kolonialen Basis darstellt. Dabei setzt Meteoro eine umgekehrte Genealogie des Kinos ins Werk. Dessen Geburt ist nicht in der ortsfesten Kamera der Brüder Lumière angesiedelt, die einen Zug erwartet, sondern in einer verkörperten Kamera, die sich durch die Eingeweide kolonialer Herrschaft gräbt. Moderne Städte scheinen am Rand des Zusammenbruchs zu stehen, während neue Formen von Zeitlichkeit, Perspektiven und Leben aus dem Abgrund hervortreten.
geboren 1986 in Brasilia, lebt in Paris