Alois Mosbacher
Out There
1.5. – 20.6.2004
Alois Mosbacher, der sich seit den frühen 1980er-Jahren mit figurativer Malerei auseinandersetzt, zeigt in seiner für die Secession konzipierten Ausstellung Out There erstmals einen in den letzten Jahren erarbeiteten, über 80 Bilder umfassenden Werkblock, der thematisch um den Wald als Raum für Außenseiter, Abenteurer und Aussteiger kreist. Indem er die klassischen Medien Malerei und Zeichnung mit der Sprache und den Räumen virtueller Computerspiele verschränkt, weitet er seine bildnerische Forschung zu komplexen Erzählungen aus, die auf verschiedenen Ebenen aktuelle Bedeutungspotenziale des Waldes vorführen. Charakteristisch für die Bilder Mosbachers ist dabei, dass die verhandelten Figurationen und Motive im Dialog mit der Auseinandersetzung um malerische Fragestellungen entwickelt werden.
Ausgangspunkt der Bildproduktion Alois Mosbachers sind neben literarischen Quellen und Computerspielen umfangreiche Recherchen im Internet, zum Beispiel zu den Live Acting Role Plays (LARP), bei denen sich große Gruppen im Wald treffen, um mit Kostümen und Waffen in fremde Rollen zu schlüpfen und nach festgesetzten Regeln Fantasyspiele aufzuführen.
Das Sondieren des gefundenen Bildmaterials versteht Alois Mosbacher als Skizze. Er nutzt es, um ihm durch den malerischen und zeichnerischen Prozess zusätzliche Bedeutungsebenen abzugewinnen und die Möglichkeiten einer neuen Ikonografie des Landschaftsbildes auszuloten. Die seit der Romantik etablierte Idee des Waldes als melancholische Idylle kontrastiert Mosbacher mit dem sehr viel älteren Synonym des Unerforschten, Angst machenden und Dunklen, das er etwa durch unerwartete Versatzstücke heutiger Zivilisation – scheinbar vergessene Reisetaschen, ein abgedecktes Auto, eine unbewohnte Hütte – dramatisch aktualisiert.
Der Wald erscheint als utopischer Raum für Gegenweltmodelle, als Refugium für Außenseiter ebenso wie als Tatort und Kulisse für Verbrechen. Diese Ambivalenz und Ambiguität des Möglichen entspinnt sich jenseits moralischer Zuschreibungen in den einzelnen Bildern ebenso wie in der Erzählung, die sich zwischen ihnen ergibt.
Mosbacher unterteilt seine Werkgruppe in verschiedene Bildgruppen, die sich wie bei einem Videospiel auf verschiedenen Ebenen ohne vorgegebene Richtung ausbreiten. Die von ihm für die Ausstellung Out There entwickelte Architektur aus sich auffächernden und in verschiedenen Winkeln aufgestellten Stellwänden betont diese Offenheit und Nichtlinearität der Narration. Mit sich verjüngenden Wegen, Passagen und Plätzen schafft seine Inszenierung eine Erzählung im Raum, die es den BetrachterInnen überlässt, sie Stück für Stück oder auch Level um Level zusammenzufügen.
Gleichberechtigt zur thematischen und narrativen Konzeption der Bilder widmet sich Alois Mosbacher grundlegenden malerischen Fragestellungen. Kennzeichnend für seine Malweise ist das Zusammenspiel abstrakter und figurativer Ausdrucksmittel. Die zeichnerische Genauigkeit seiner gestisch-dynamischen Pinselstriche steht in den Arbeiten einer freien, sich in Farbstrukturen auflösenden, mitunter tropfenden, auch flächigen Malerei gegenüber, in der Licht und Farbe einen hohen Grad an Autonomie verkörpern.
geboren 1954, lebt und arbeitet in Wien.