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Stefan Sandner
5.5. – 25.6.2006

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Stefan Sandner, Ausstellungsansicht, Secession 2006, Foto: Matthias Herrmann

Mit der Ausstellung von Stefan Sandner setzt die Secession eine Tradition der letzten Jahre fort, das Werk oder einen bestimmten Aspekt der neueren Produktion österreichischer KünstlerInnen der jüngeren Generation in einem größeren Rahmen vorzustellen. Ein wesentlicher Teil der Arbeit Stefan Sandners ist die Auseinandersetzung mit der Geschichte der minimalistischen Malerei vor allem amerikanischer Herkunft (z. B. Kelly, Noland, Stella und Mangold). Der Rückgriff auf die shaped canvases eines Noland oder Stella ist jedoch kein rein kunstimmanentes Zitat. Vielmehr nutzt Sandner diese historische „Technik“ auch als Verweis auf die Formensprache unseres medialen Alltags. Sandners Interesse gilt der Art und Weise, wie Bilder – egal welcher Provenienz – konstruiert sind und wie diese Bilder in Beziehung zueinander stehen. In diesem Sinne sind auch Sandners neue Arbeiten, in denen Fragmente handschriftlicher Aufzeichnungen (z. B. aus Kurt Cobains Tagebüchern, anonymen Bierdeckelkritzeleien und privaten Notizen von Freunden) isoliert und dekontextualisiert auf die Leinwand aufgebracht werden, als Meditationen über die Schaffung von Sinn und (Kunst-)Geschichte lesbar.

 

„Zeug ist am Verschwinden“, kann da handschriftlich ins Riesenhafte vergrößert stehen und meint nicht nur das Sperrgut, das ein Ateliernachbar Sandners mit der auf einen Zettel geschriebenen Formulierung zu entschuldigen bat. Auf die Leinwand und ins Bild transponiert spricht der Satz zwar auch vom Schicksal der mittlerweile wohl endgültig verschwundenen Objekte, verweist weitergehend jedoch auf grundsätzliche Problemlagen der Malerei. Während Sandners Bild einerseits die in der Vorlage auf Papier handgeschriebenen Buchstaben reproduziert, macht es andererseits in den herabgeronnenen Farbtropfen auf der Leinwand den Maler als Produzenten kenntlich. So oszilliert das Gemälde zwischen auktorialem Bild und mimetischem Abbild.

 

Diese verschiedenen und widersprüchlichen Referenzen führen dabei nicht zu einer Ästhetik der Indifferenz, im Gegenteil: Statt der vom mediendurchzogenen Alltag überforderten Wahrnehmung den Ausweg in den Schutzraum der Beliebigkeit zu öffnen, lassen sich in seinen Arbeiten immer wieder Hinweise darauf lesen, dass die Verhältnisse zwischen der Kunst und ihren Kontexten variabel und dennoch bestimmbar sind. Sandners Bilder finden dabei ihre Zusammenhänge auch außerhalb des Feldes der Kunst. Nachdem die Formensprache des Minimalismus schon zu ihrer Zeit umgehend Eingang in das Vokabular des Corporate Design gefunden hatte, geht er mit seinen Arbeiten den umgekehrten Weg, wenn sich in den großformatigen monochromen Bildern Assoziationen zur kühlen Ästhetik der Werbung einstellen. Wie bei den Schriftbildern die verschiedenen Formen des Schreibens stellen diese abstrakten und von „Handschrift“ weitgehend bereinigten Gemälde die auktoriale Produktion per se zur Disposition.




Künstler*innen
Stefan Sandner

geboren 1968 in Wien, lebt und arbeitet in Wien.

Programmiert vom Vorstand der Secession


Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07