Peter Doig
12.4. – 16.6.2019
Peter Doig malt gegenständliche Bilder, als wären sie abstrakt. Seine Kompositionen bestechen durch flächige Formen, eine ebenso intensive wie nuancierte Farbigkeit und die Präsenz des malerischen Duktus. In seiner Bildsprache verwebt er Erinnerungen an persönliche Erlebnisse und gefundene Bildquellen mit Referenzen aus der Kunstgeschichte und Popkultur zu vielschichtigen Erzählungen. In den neuen in der Secession gezeigten Gemälden untersucht und variiert der Künstler Motive aus seinem jüngeren Werk, wobei er sich durch die reale und kulturelle Landschaft, die ihn in Trinidad umgibt, inspirieren lässt.
Doigs 2017 geschaffene Hommage an den US-amerikanischen Maler der klassischen Moderne Marsden Hartley – eine Darstellung des muskulösen Robert Mitchum am Strand in Trinidad – ist eines der Motive, zu denen er zurückkehrt. Allerdings ist Mitchum hier fast nicht wiederzuerkennen – eine Abstraktion, die es Doig ermöglicht, mit der Farbgebung und Bildfindung zu experimentieren. Durch die Vielfalt der horizontal organisierten Farbfelder evoziert der Künstler nicht nur unterschiedliche Stimmungen zwischen Tag und Nacht, sondern rückt auch die Mittel der Malerei in den Vordergrund. Doigs Thema ist nicht das Wiedererkennen realer Szenen, sondern das Zusammenspiel der dargestellten und kompositorischen Elemente, die zwischen Realität und Imagination verschiedene Ebenen der Wahrnehmung und Erinnerung vereinen.
Eines der markanten und wiederkehrenden Sujets in Doigs Oeuvre ist der freilaufende Löwe. In der Rastafari-Bewegung symbolisiert der biblische Löwe von Juda eine Heilserwartung und Widerstandshaltung. Abbildungen von ihm sind in Trinidad wie in der ganzen Karibik, wo der Löwe (von Juda) zu einem Teil der Popkultur geworden ist, äußerst häufig. In Doigs Gemälden spaziert er vor gelben Mauern, die auf Bilder von Giorgio de Chirico und das Gemälde Das gelbe Hausvon Vincent van Gogh Bezug nehmen und zugleich auf dem berüchtigten, gelb ummauerten Gefängnis in der Frederick Street in Port of Spain basieren.
Mit der wiederholten Variation der Motive fordert Doig sich selbst heraus, auf eine Weise zu malen, die sich immer wieder von seinen vorangegangenen Gemälden unterscheidet.
In anderen Bildern huldigt Doig der Kakophonie der Straßen im Zentrum von Port of Spain und den Kurzauftritten des legendären, inzwischen verstorbenen Calypsomusikers The Mighty Shadow in seinem Skelett-Kostüm. Ein Mann malt im Mondlicht in den Mauern der Gefängnisinsel Carrera, die in einer Reihe von Doigs Werken auftaucht. Zu sehen sind ein Balkon vor einem wolkenverhangenen Wald und die malerischen Buchten, die sein Zuhause umgeben. Auch die am Hang gelegene Stadt Paramin an der Nordküste von Trinidad ist wieder zu erkennen. Die dunkle Nacht öffnet sich auf das weite, freie Meer. Freunde, Nachbarn, geliebte Menschen und Fremde hauchen den Landschaften und Meerespanoramen Leben ein, die Motive zeugen davon, wie sehr Doigs Biografie mit der Umgebung und dem Leben anderer verbunden ist.
Die Ausstellung von Peter Doig, der heute zu den einflussreichsten figurativen Malern der Gegenwart zählt, ist die erste Einzelausstellung des Künstlers in Österreich.
wurde 1959 in Edinburgh geboren und wuchs in Trinidad und Kanada auf, bevor er 1979 nach London zog, um Malerei zu studieren. Er lebt und arbeitet in New York und Trinidad.