menü
de / en

Mathias Poledna
27.2. – 21.4.2013

https://secession.at/items/uploads/images/1661855276_TK6hBw9JWfJK.jpg
Mathias Poledna, A Village by the Sea, 2011, Installationsansicht, Secession 2013, Foto: Margherita Spiluttini

Mathias Poledna beschäftigt sich in seiner Arbeit mit Verbindungen zwischen Kunst und Unterhaltungskultur, der Moderne in Architektur, Mode und Design, der Sprache des Films sowie der Geschichte des Ausstellens, wobei insbesondere die spezifische Historizität dieser Phänomene ein zentraler Ausgangspunkt ist. In der jüngsten Vergangenheit haben seine Arbeiten vielfach die Form äußerst konzentrierter filmischer Installationen angenommen, in denen sich eine komplexe Spannung zwischen dem Dargestellten und daran geknüpften Bezügen und kulturellen Vorstellungen entfaltet. Das Interesse des Künstlers an verschiedenen Ausdrucksformen von Modernität manifestiert sich in den speziellen, oft sehr unterschiedlichen Gegenständen seiner Arbeiten, die von der Musik des Post-Punk bis zu einem Regenwald in Papua-Neuguinea reichen können, ebenso, wie in deren hochästhetischer und formal extrem reduzierter Formensprache. Wiewohl durchwegs neu und vielfach in Zusammenarbeit mit professionellen KollaborateurInnen geschaffen, erwecken sie häufig den Eindruck des bereits Vorgefundenen, indem sie der Bildsprache des kollektiven Imaginären aus Gegenwart und Geschichte entnommen zu sein scheinen.

 

Charakteristisch für die Vorgangsweise von Poledna ist ein konziser Umgang mit kulturellen Bezügen und historischen Zusammenhängen in Verbindung mit Momenten der Wiederholung, Verschiebung, Verdichtung und Auslassung. In seinen filmischen Arbeiten bilden die suggestive Wirkung des projizierten Bildes, das Spannungsverhältnis zwischen Bild und Ton und die komplexe Verschränkung von populärer Musik und filmischer Sprache wiederkehrende Motive. Seine präzise gesetzten Interventionen im Ausstellungsraum rücken, anknüpfend an seine Auseinandersetzung mit der institutionskritischen Kunst der 1960er und 1970erJahre, immer wieder auch konstituierende und begleitende Elemente des Ausstellens – Architektur, Gestaltung, Publikation – in das Zentrum seiner Praxis.

 

Für seine Einzelausstellung im Hauptraum der Secession hat Poledna eine Installation der filmischen Arbeit A Village by the Sea (2011) entwickelt. Sein Raumkonzept greift die symmetrische Anlage der historischen Architektur auf und verstärkt diese, indem sie das Gefüge des Hauptraums, vergleichbar dem Inneren einer Kamera, als einen Apparat des Sehens konfiguriert. In starkem Kontrast zu dieser rigorosen Anordnung erinnert A Village by the Sea an ein amerikanisches Filmmusical im Stil der 1930er-Jahre. Für den in schwarz-weiß und in 35mm gedrehten Film wurde in einer Soundstage in Los Angeles ein Set im Stil eines Appartements oder Interieurs einer Hotelsuite dieser Periode errichtet. In einer Reihe von klassisch anmutenden Kamerafahrten und Einstellungen stellt A Village by the Sea zwei Charaktere, eine Frau und einen Mann vor, die eine ambivalente, möglicherweise romantische Vergangenheit zu verbinden scheint. Die Motive der Erinnerung, Nostalgie und verlorenen Liebe, die im Text und im verhaltenen Zusammenspiel der beiden DarstellerInnen nachhallen, implizieren eine Welt extremer Künstlichkeit, Melancholie und Sentimentalität, die nur momenthaft von nahezu komödiantischer Ambiguität gebrochen wird.

 

Der von den beiden ProtagonistInnen vorgetragene Song basiert auf einem Chanson des französischen Komponisten und Sängers Charles Trenet, das für diesen Zweck als ein Duett im Stil der amerikanischen Songbook-Tradition umgeschrieben und arrangiert wurde. Die Charakteristik und der Umfang der Instrumentierung des originalen Stücks wurden stark verändert und zu einer Orchesterfassung mit Harfe sowie Holz- und Blechblasinstrumente erweitert. Das Stück wurde mit einem 30-köpfigen Ensemble auf der Scoring Stage von Warner Brothers Studios, einem der wenigen noch existierenden Aufnahme-Studios dieser Periode der Filmindustrie, aufgenommen. Während A Village by the Sea wesentlich von Mathias Polednas Interesse an den Studio-Filmproduktionen Amerikas in der Zeit der „Great Depression” motiviert ist, bezieht sich der Film zugleich auch auf andere Momente der Populärkultur, wie etwa Konzepte des „New“ oder „Intelligent Pop“ in Großbritannien der frühen 1980er-Jahre oder die Rezeption und Aneignung amerikanischer Studio-Filmproduktionen dieser „Goldenen Ära“ durch den französischen Autorenfilm der 1960er Jahre.




Künstler*innen
Mathias Poledna

geboren 1965 in Wien, lebt und arbeitet in Los Angeles.

Programmiert vom Vorstand der Secession

Kuratiert von
Bettina Spörr

Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07